Berlin, 23.06.2021 – Berufe werden zunehmend digitaler, neue Berufsbilder entstehen, andere verschwinden. Was bedeutet das für die Bildung? Welche Verantwortung haben Schulen, Unternehmen und die Bildungspolitik für die Berufsorientierung junger Menschen in einer digitalen Gesellschaft? Diese Fragen standen im Zentrum des DigiBitS-Aktionstags am 8. Juni.
Berufsorientierung konkret – mit DigiBitS
Ein Videoimpuls zu Beginn führte in die Thematik ein: „Wo stehen wir?“ . Jugendliche ab 14 Jahren glauben, keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, weil Schulen die notwendigen Digital-Kompetenzen nicht vermitteln. Das ist ein Ergebnis des D21-Digital-Index 2019/20. 74,4 % der Befragten im DsiN-Sicherheitsindex 2021 meinen, die Schule sollte mehr Orientierung und Aufklärungsarbeit in Fragen in Digitalisierung leisten. DigiBitS bietet hier konkrete Lösungen an. Das Projekt unterstützt Lehrkräfte dabei, zukunftsrelevante Medienkompetenzen im Unterricht zu fördern: mit Fortbildungen, mit einem Online-Materialpool und mit zahlreichen Unterrichtsmaterialien, auch zur Berufsorientierung.
Zukunftskompetenzen vermitteln – welche genau und wie?
„Die selbstbestimmte und sichere Nutzung digitaler Chancen ist eine Voraussetzung für den beruflichen Erfolg.“ Mit diesem Statement startete DsiN-Geschäftsführer Dr. Michael Littger als Moderator in die Diskussion. Dr. Robert Reinemann, Geschäftsführer bei VdS Schadenverhütung, bekräftige dies: Unternehmen unterschiedlichster Branchen erwarten heute Medienkompetenzen wie Analysieren, Kommunizieren oder Präsentieren. Der Arbeitsmarkt wandelt sich, so Reinermann. Dies zeigen Begriffe in Stellenanzeigen, die Medienkompetenzen abbilden wie der „Data Analyst“.
Im Verlauf der Diskussion sprach sich Herr Dr. Reinermann für mehr Kooperation aus. Er meinte, dass wir wesentlich weiter wären, wenn Schulen bei der Vermittlung von Digital-Kompetenzen unterstützt werden würden, nicht nur von der Bildungspolitik, auch von Unternehmen. Diese könnten Praktika anbieten oder Berufsträger an Schulen entsenden, um ins Gespräch zu kommen. Dafür brauche es Offenheit. Reinermann beklagte, dass viele Schulen und Ministerien Hilfe nicht annehmen würden oder zu hohe Hürden für eine Zusammenarbeit setzen würden. Diese müssen überwunden werden, so Reinermann.
Felix Stephanwitz stimmte Reinermann zu. Der Vorsitzende des Landesschülerausschusses Berlin konstatierte, dass Blockaden in Schulen– in Zusammenarbeit mit den in Verantwortung stehenden Leuten – aufgelöst werden müssen, sodass Schüler:innen und alle weiteren Beteiligten in der Schule ihre Ziele und Visionen umsetzen können. Er beklagte, dass die Berufsorientierung in den Schulen leider sehr vom Engagement der Schule abhänge. Es bräuchte Standards, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Dabei seien Praktika auch unfassbar wichtig, so Stephanowitz.
Sandy Jahn, Referentin für Bildung und Digitalkompetenzen bei der Initiative D21, meinte, es fehle in der Öffentlichkeit an der notwendigen Aufmerksamkeit für das Thema. Es brauche Digital-Strategien in Schulen vor Ort und die Unterstützung der Bildungspolitik, sodass Schulen diese umsetzen können. Die Kultusministerien der Länder müssten vor allem die technische Infrastruktur und projektorientierte Lehrpläne zur Verfügung stellen, so Jahn.
Sven Ursinus, Director of Government Affairs bei Huawei Technologies stellte heraus, dass Schüler:innen über die Vermittlung von Medienkompetenzen hinaus für Technologien, für Hardware und ihre Bedeutung in der Welt begeistert werden sollten, im besten Fall von der Grundschule an. Auch Ursinus sprach sich für mehr Chancengleichheit in Schulen aus. Das Ziel müsse sein, ein Zwei-Klassen-System in der digitalen Bildung zu verhindern. Es dürfe nicht vom Zufall abhängen, dass Schüler:innen in Digitalkompetenzen gefördert werden Eine Förderung gelinge vor allem durch die Unterstützung von außen, so Ursinus.
Berufsorientierung in der digitalen Welt – mit DigiBitS
Die Diskussion über die notwendigen Zukunftskompetenzen junger Menschen wurde mit einem Workshop fortgesetzt. In diesem wurde schnell klar: Zunehmend sind nicht nur digitale Kompetenzen gefragt. Routinearbeiten verrichten heute Maschinen. Worauf es heute ankommt, ist Kreativität. Der globalisierte Arbeitsmarkt erfordert vermehrt auch interkulturelle Kompetenzen. Mit zunehmend flexibleren Arbeitszeiten und -orten wird es außerdem immer wichtiger, sich selbst zu organisieren.
Zur Unterstützung von Jugendlichen bei ihrer Berufsorientierung können Lehrkräfte auf inzwischen drei DigiBitS-Unterrichtseinheiten zurückgreifen. Zwei von ihnen behandeln alte und neue Werte sowie den Wandel der Kompetenzen in der Arbeitswelt. Das Team von DigiBitS hat nun eine weitere Unterrichtseinheit zur Reflexion von Berufsklischees und zum Abbau von Vorurteilen über Berufsbilder veröffentlicht. Diese ist ab sofort auf der Webseite von DigiBitS kostenfrei verfügbar.
Darüber hinaus bietet DigiBitS für Lehrkräfte an Partnerschulen Fortbildungen an, zu vielen Themen die Medienkompetenzförderung im Unterricht. Erfahren Sie hier, wie Sie Partnerschule werden können.
Hier die Auzeichnung der Veranstaltung ansehen:
Ermöglicht wurde der DigiBitS-Aktionstag durch die Förderpartner VdS Schadenverhütung und Huawei Technologies.
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