01.07.2020 - Zur Eröffnung des Jahresgesprächs von Deutschland sicher im Netz appellierte Staatsministerin Dorothee Bär an alle Teilnehmenden: Sprechen Sie über Lösungen, aber möglichst konkret! Es folgten klare Worte und Analysen über die Herausforderungen digitaler Kompetenzvermittlung in der Gesellschaft mit Verbraucherschutzstaatssekretärin Rita Hagl-Kehl, Tankred Schipanski, MdB und weiteren Gästen.
Am vergangenen Donnerstag fand das DsiN-Jahresgespräch im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin statt. Die Livestream-Konferenz mit dem Titel „So gelingt der Digitale Bildungs-Wumms!“ moderierte DsiN-Geschäftsführer Dr. Michael Littger. Den rund 100 Teilnehmenden im digitalen Raum bot sich ein lebhafter Austausch über die Herausforderungen in der digitalen Bildung nach dem Corona-Lockdown und das fehlende digitale Vertrauen, das am Vormittag der neue DsiN-Sicherheitsindex 2020 offengelegt hatte. Bereits in ihrem Eröffnungsimpuls wies Staatsministerin Bär darauf hin, dass es bessere Strukturen und Prozesse brauche, um Schulen, Länder und Bund miteinander zu verbinden und eine digitale Transformation des Bildungswesens „mit Wumms“ umzusetzen.
Keynote von Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung
Föderalismus - Blockade für digitale Bildung?
Auch müssten gemeinsame Standards bei digitaler Bildung stärker vorangebracht werden, so Bär. Dem stimmte Rita-Hagl-Kehl, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverbraucherschutzministerium, zu. Föderalismus halte sie für sinnvoll, auf der anderen Seite dürfe es zu keiner Blockade notwendiger Maßnahmen kommen. Eine solche Blockade hatte zuvor Podiumsteilnehmerin Franziska Theis beklagt, Initiatorin des Hackathons #WirfuerSchule. Gerade beim Digitalpakt sei es in vielen Bundesländern verboten, die zur Verfügung stehenden Mittel für Lehrergeräte zu verwenden. Dies erschwere ganz konkret, dass Lehrer digitale Kompetenzen vermitteln könnten, wenn sie bei der Einarbeitung hier nicht unterstützt werden dürften.
Es gebe zahlreiche Initiativen, die beim „Digitalen Bildungs-Wumms“ hilfreich sein könnten, so Theis. Jedoch brauche es auch die Erlaubnis, Gelder für diese eher unkonventionellen Methoden einzusetzen. Aber auch Schulbuchverlage hätten eine regelrechte Blockadehaltung gegen digitale Lernformen. Zertifikate für zugelassene Lehrmittel würden so meist gar nicht erst vergeben, wenn es sich um neue, digitale Lernangebote handele.
Sommerferien müssen für Lehrkräfte-Fortbildung genutzt werden
Tankred Schimpanski, Mitglied im Bundesausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, hob hervor, dass es in Deutschland beim Thema digitale Bildung de facto kein Erkenntnisproblem gebe, sondern ein Umsetzungsproblem. Er forderte konkret: Alle Lehrkräfte in Deutschland sollten in den kommenden Sommerferien in digitale Fortbildungen gehen. Einig waren sich alle Teilnehmenden darin, dass es darum gehen muss, digitale Bildung zügig voranzutreiben. Die Schwierigkeiten der digitalen Bildungsarbeit während des Corona-Lockdown dürften sich nicht mehr wiederholen.
Positivbeispiele fördern – Digitalpakt 2 für Digitalkompetenzen?
Dr. Michael Littger verwies hier auf den Vorschlag von DsiN, dass dem DigitalPakt 1 ein DigitalPakt 2 folgen sollte, der sich auf die digitale Kompetenzvermittlung fokussieren müsste. Dieser Vorschlag fand bei allen Beteiligten spontane Zustimmung. Bereits zu Beginn hatte Dorothee Bär erklärt, dass Programme wie DigiBitS – Digitale Bildung trifft Schule zu einer Integration digitaler Komponenten in den Schulunterricht beitragen.
Henning Baden, DsiN-Bereichsleiter für Verbraucheraufklärung, wies darauf hin, dass DigiBitS bereits in sieben Bundesländern zugelassen sei und mit dem Jahresprogramm 2020/21 neue Partnerschulen einbinde: Das Jahresprogramm 2020/21 umfasse drei Bausteine, mit denen die digitale Bildung im Schulalltag an Lehrer und Schüler vermittelt werde: Erwerben, Unterrichten und Vernetzen. Einen eigenen Fokus werde das Projekt auf Aufklärungsangebote zum Programm „Schule gegen Hate Speech – Für mehr Fairness im Netz“ legen.
Das DigiBitS-Jahresprogramm 2020/21
Insgesamt bekräftige Rita Hagl-Kehl die Notwendigkeit, die Menschen digital aufzuklären. Die Bürger seien auf Digitalisierung angewiesen, Ängste und Vorbehalte könnten nur über Aufklärung abgebaut werden. Digitale Aufklärung sei eine gesamtgesellschaftliche Mission, vom Grundschul- bis zum Seniorenalter. Das diesjährige DsiN-Jahresgespräch stimmte Frau Hagl-Kehl hoffnungsvoll, zeigte es doch, wie ernst und kreativ viele Akteure sicher dieser Aufgabe bereits annehmen.
Über das DsiN-Jahresgespräch:
Das Jahresgespräch fand in diesem Jahr anstelle des DsiN-Jahreskongress statt, der als zentrale Veranstaltung der Mitglieder und Partner des Vereins unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat einmal im Jahr aktuelle Entwicklung der digitalen Aufklärungsarbeit aufzeigt. In diesem Jahr erfolgte die Veranstaltung mit Unterstützung des DsiN-Mitglieds Huawei.